15. SONNTAG im Jahreskreis
Evangelium nach Matthäus (13,1-9)
Spricht Gott zu uns? Natürlich nicht mit einer menschlichen Stimme. Trotzdem kann er uns innerlich berühren, wir fühlen uns dann von ihm ergriffen, oft auf sehr unterschiedliche Art und Weise: Durch die Schönheit der Natur, durch ein gutes Buch, durch die Worte der Bibel, durch die Worte und die Lebensweise von Jesus, durch andere Menschen, die uns über ihre Glaubenserfahrungen erzählen. Gott streut viele Samen aus, aber wir sind nicht immer aufnahmebereit. Wir spüren oft nicht, dass er uns anspricht.
Tagtäglich reden ja so viele Stimmen auf uns ein. Es ist sogar unmöglich auf alle zu hören. Deswegen wählen wir aus (unbewusst oder bewusst), wir hören selektiv. Wir hören nur das, was wir hören wollen, weil wir annehmen, dass es für uns wichtig ist, dass es mit unserem Leben etwas zu tun hat, uns etwas bringt.
Gott spricht zu uns oft Worte, die wir nicht hören wollen. Die Körner fallen auf den harten Weg, können nicht in uns eindringen, weil wir uns verschließen, nicht zulassen, dass sie unser Herz berühren. Gott stellt oft Ansprüche, die unbequem sind. Wir müssten dann anders handeln, anders leben. Und dazu sind wir nicht bereit. Deswegen überhören wir diese Worte. Wir sind ‚hartherzig’, wir verschließen unser Herz.
Gott spricht zu uns, aber wir sind nur mit den Sorgen des Alltags beschäftigt oder mit vielen anderen Dingen, die uns so wichtig erscheinen, dass wir für Gottes Wort keine Zeit und kein Interesse haben. Die Dinge der Welt sind oft wie Dornen, die die Samenkörner ersticken.
Aber es kommt auch vor, dass wir plötzlich durch Gottes Wort getroffen werden. Wir sind dann begeistert, Feuer und Flamme, so dass wir sogar bereit sind, etwas für Gott und für unseren Glauben an ihn zu tun. Zuerst läuft es dann gut. Aber meine Begeisterung ist nur ein Strohfeuer, das nicht lange anhält. Die Erde, in die der Samen gefallen ist, war nicht tief genug. Der Samen kann nicht Wurzel fassen. Es fehlt mir an Glaubenstiefe.
Wenn Gottes Worte aber bei mir auf guten Boden fallen, wenn sie mich betroffen machen, mein Herz und meine Seele berühren, dann können sie Wunder wirken. Sie machen aus mir einen anderen Menschen, der aus der Tiefe lebt: aus einer Glaubens- und Gottesbeziehung, die sich über viele Schwierigkeiten und Enttäuschungen hinwegsetzt. Gott kann dann sogar - durch mich - wirken, handeln, andere trösten, stärken, heilen, Hoffnung machen. Es entsteht eine wirkliche Glaubensgemeinschaft, ein Stückchen Reich Gottes.
Gott spricht zu uns. Er hört nicht auf, die Samenkörner auszustreuen, auch wenn viele verloren gehen, weil der Boden nicht aufnahmefähig ist. Weil unser Herz oft hart ist.
Das hat auch Jesus erfahren, denn viele haben seine Botschaft nicht angenommen. Das haben die Christen aus der Gemeinde des Evangelisten Matthäus erfahren: Trotz großer Bemühungen hatten sie oft keinen Erfolg. Das erfahren auch wir heute - sowohl bei uns selbst, als bei anderen.... Und trotzdem: Hier und dort geht die Saat auf und bringt Frucht, dreißig-, sechzig-, hundertfach. Wir brauchen nur Geduld und Durchhaltevermögen, Gottesvertrauen.
Das Gleichnis, das Jesus uns hier erzählt, ist ein Gleichnis wider die Resignation. Öffnen wir unser Herz für seine Worte. Lassen wir uns von ihm motivieren. Dann kann unser Leben Frucht bringen „hundert-, sechzig-, dreißigfach“ bei jedem nach seinen Möglichkeiten. Wo wir auf Gott hören und danach handeln, wird unsere kleine Welt ein Stückchen besser und schöner. Dort entsteht mehr Leben. Gott bewirkt etwas - durch mich.